Unter User Experience (kurz: UX) Research versteht man das Vorgehen, mithilfe verschiedener Beobachtungstechniken und Forschungsmethoden, Erkenntnisse über das Verhalten, die Bedürfnisse und Probleme von Nutzern zu gewinnen. Ziel ist es, bei der Entwicklung von Produkten und Dienstleistungen, die Perspektive von Nutzern und (potenziellen) Kunden einzubeziehen.
So ermöglicht Nutzerforschung (UX Research) es, Wissen über Nutzer aufzubauen und somit bessere, nutzerzentrierte Entscheidungen innerhalb der Entwicklung von Produkten und Dienstleistungen zu treffen.
Warum ist UX Research wichtig?
Sowohl bei der Entwicklung von gänzlich neuen als auch bei der Weiterentwicklung bestehender Produkte und Dienstleistungen sind Kunden- bzw. Nutzerforschung unabdingbar. Nur durch das gezielte Sammeln von Erkenntnissen über die Wünsche, Bedürfnisse, Probleme und Barrieren (potenzieller) Nutzer schaffen Sie langfristig erfolgreiche Produkte.
Nutzerforschung macht die meisten Produktpotenziale und Verbesserungen erst sichtbar. So haben beispielsweise UX-Experten bei einem US-amerikanischen E-Commerce-Unternehmen herausgefunden, dass allein die Anpassung einer Schaltfläche im Online-Shop bereits einen großen Effekt auf die Nutzerfreundlichkeit hat – und auf das Geschäft des Onlinehändlers: Das Unternehmen steigerte seinen jährlichen Umsatz um 300 Millionen Dollar.
Die Vorteile von UX Research
Entscheidungen können datengestützt und im Sinne des Nutzers getroffen werden
Ganz klar: Einer der wichtigsten Vorteile von UX Research innerhalb des Design- und Produktentwicklungsprozesses besteht darin, das Nutzerverhalten zu verstehen und bessere, datengestützte Entscheidungen zu treffen. Um jedoch die richtigen Entscheidungen aus den Forschungsergebnissen abzuleiten, müssen die gesammelten Erkenntnisse durch UX-Experten hinterfragt und in den richtigen Kontext gesetzt werden.
Dabei ist qualitative Forschung nur ein Baustein im Entscheidungsprozess. Die Erkenntnisse sollten durch weitere quantitative Metriken untermauert werden, zum Beispiel durch Traffic-Analysen, Chatbot-Feedback, Online-Umfragen oder Heatmaps. Das Zusammenspiel all dieser Daten führt letztendlich zu Produkt- und Designentscheidungen, die sowohl datengetrieben als auch nutzerzentriert sind.
Beispielsweise berichtet Sian Townsend, ehemalige Director of Research bei Intercom, wie ihr Team durch User Research herausgefunden hat, dass Benutzer Nachrichten im Live-Chat mehr Aufmerksamkeit schenken, wenn diese Profilbilder von den Mitarbeitenden des Unternehmens enthalten:
Sian Townsend spricht über UX Research bei Intercom
Das Team bei Intercom hat sehr früh im Design-Prozess auf Nutzerforschung gesetzt und konnte dadurch die Ausrichtung der Produktentwicklung maßgeblich beeinflussen. Letztendlich haben diese frühen Erkenntnisse sogar dafür gesorgt, dass sie ein komplett neues Produkt namens “Acquire” eingeführt haben.
Vorurteile und persönliche Präferenzen können innerhalb des Designprozesses verhindert werden
Unsere täglichen Entscheidungen und Denkmuster werden meist unbewusst durch sogenannte kognitive Verzerrungen (engl: Cognitive Biases) beeinflusst. Vereinfacht gesagt: Wir haben bewusste und unbewusste Vorurteile, die unser Denken, Handeln und Wahrnehmen beeinflussen. In der menschzentrierten Gestaltung sind mehr als 100 dieser kognitiven Verzerrungen bekannt.
Sammlung aller kognitiven Verzerrungen (Quelle: Wikipedia)
UX Research sorgt dafür, dass wir unsere persönlichen „Verzerrungen“ so gut es geht außer Acht lassen und Entscheidungen datenbasiert im Sinne der Nutzer treffen. Durch die verschiedenen Methoden und die richtigen Fragestellungen im Rahmen der Nutzerforschung können vorgefertigte Annahmen aufgedeckt und nachweislich bestätigt oder widerlegt werden.
Überlege:
- Welche Annahmen über Deine Kunden und Nutzer hast Du?
- Kannst Du alle davon durch Daten bzw. Forschungsergebnisse belegen?
Falls nicht, könnte Dein Produkt oder Deine Dienstleistung auf Basis falscher Annahmen aufgebaut sein!
Weniger Risiko durch frühe Erkenntnisse und validierte Annahmen
Ein weiterer Vorteil von UX Research ist die frühe Validierung von Hypothesen. User Research bietet die Möglichkeit, Ideen und Annahmen noch vor der Gestaltungs- oder Entwicklungsphase zu überprüfen und mit Nutzern zu testen.
Dadurch verringert sich das Risiko von Fehlentwicklungen und sorgt für Sicherheit auf unterschiedlichen Ebenen:
- Researcher können sicher sein, die richtigen Probleme zu untersuchen.
- Designer können sicher sein, die richtigen Lösungen zu gestalten.
- Entwickler können sicher sein, die richtigen Lösungen zu programmieren.
- Marketing und Vertrieb können sicher sein, die richtige Zielgruppe und deren Probleme anzusprechen.
- Manager und Teamleiter können sicher sein, dass an den richtigen Dingen gearbeitet wird.
- Unternehmen und Investoren können sicher sein, dass sich die investierten Ressourcen lohnen.
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Arbeit an Lösungen mit echtem Mehrwert für Nutzer und Kunden
Der letzte Vorteil von UX Research hat zwei Ebenen: Zum einen stellt man durch gute Kundenforschung sicher, dass die eigenen Ideen und Produkte tatsächlich einen Mehrwert für Nutzer und Kunden bieten. Das sollte logisch sein, oder? Doch was so einfach klingt, wird in der Praxis von vielen Teams und Unternehmen nicht aktiv hinterfragt.
Dadurch entstehen Produkte und Dienstleistungen, die wenig oder nur zufällig Mehrwert für ihre Nutzer bringen. Unternehmen, die auf dieser Basis agieren, haben es schwer, nachhaltig Kunden zu gewinnen bzw. bestehende Kunden zu halten. Aufgrund mangelnder Nutzerforschung besteht also die Gefahr, langfristig gegen Konkurrenten mit besserer Kundenzentrierung zu verlieren.
Neben diesen externen Faktoren sorgt die Lösung echter Nutzerprobleme auch für große Motivation innerhalb des eigenen Teams. Denn es gibt wenige Dinge, die stärker motivieren, als das Leben von Menschen nachweislich besser zu machen. Den Sinn in der eigenen Arbeit zu erkennen, ist ein wichtiger Bestandteil für persönliches Glück und intrinsische Motivation.